Mit der Veröffentlichung des Endberichts Lebenszyklusorientiertes Management öffentlicher Liegenschaften am Beispiel von Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen wurde das vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der HOCHTIEF PPP Solutions GmbH geförderte Projekt gleichnamigen Titels offiziell abgeschlossen. Im Projektzeitraum von 10/2006 bis 04/2008 hatte die HIS mit ihrem Projektpartner Bauhaus-Universität Weimar (Professur für Betriebswirtschaftslehre im Bauwesen) eine dreistufige Untersuchung zum Themenkomplex lebenszyklusorientiertes Liegenschaftsmanagement und PPP an Hochschulen durchgeführt.
Ausgangspunkt für das Projekt sind die seit der Föderalismusreform und der Abschaffung des Hochschulbauförderungsgesetzes (HBFG) zum 01.01.2007 veränderten Rahmenbedingungen für die Länder und Hochschulen. Diese stehen seitdem verstärkt vor der Aufgabe, effiziente und effektive Lösungen für den kumulierten Investitions- und Finanzierungsbedarf im Hochschulsektor zu finden. Die Notwendigkeit eines nachhaltigen Ressourceneinsatzes gerät immer mehr in den Blickpunkt und führt nicht nur bei Investitionsentscheidungen zur Berücksichtigung der Lebenszykluskosten von Hochschulimmobilien.
Ziel des Forschungsprojekts war es daher, das Bau- und Immobilienmanagement im Hochschulsektor auf die Umsetzungsmöglichkeit des Lebenszyklusansatzes beim Planen, Bauen und Betreiben von Hochschulimmobilien zu prüfen. Ein wichtiger Teilaspekt der Studie bezog sich dabei auf die Möglichkeiten einer lebenszyklusorientierten Bereitstellung und Bewirtschaftung von Hochschulgebäuden (Neubau- und/oder Sanierungsvorhaben) in Öffentlich-Privaten Partnerschaften (ÖPP) bzw. Public Private Partnerships (PPP).
Auf der Portfolioebene wurden zunächst die rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen des Managements von Hochschulliegenschaften nach Bundesland analysiert, systematisiert und bewertet. Hier hat sich gezeigt, dass mit Ausnahme der Stiftungshochschulen in Niedersachsen und Hessen sowie einzelner Modellhochschulen das Bau- und Immobilienmanagement noch konventionell organisiert ist. Dies impliziert, dass die Liegenschaften sich in Landeseigentum befinden, die Hochschulen aber für die Bewirtschaftung verantwortlich sind. Gleich welcher Rechtsform die Hochschulen unterliegen, die Finanzierung von Bau- und Bewirtschaftungsaufgaben erfolgt in allen Bundesländern durch das Land. Im Ergebnis erschwert zwar die Trennung der Verantwortungsbereiche mit ihrer Vielzahl von Schnittstellen ein lebenszyklusorientiertes Management von Hochschulimmobilien, schließt es – die Bereitschaft aller Beteiligten vorausgesetzt – aber nicht grundsätzlich aus.
In einem zweiten Schritt wurden ein Dutzend konkreter Neubau- bzw. Sanierungsvorhaben von Hochschulen anhand eines auf die Besonderheiten von Hochschulen abgestimmten PPP-Eignungstests auf ihre PPP-Eignung hin überprüft. Dabei konnten quantitative und qualitative Faktoren ermittelt werden, die die grundsätzliche Berücksichtigung von lebenszyklusorientierten Public Private Partnerships bei der Planung von Bau- oder Sanierungsvorhaben im Hochschulsektor empfehlen.
Lebenszykluskostendaten von Hochschulimmobilien standen im dritten Projektteil im Mittelpunkt der Betrachtung. Hier hat die Untersuchung ergeben, dass die lebenszyklusbezogene Datenlage bzw. -verfügbarkeit mangelhaft ist und für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen – wie sie für PPP-Vorhaben im öffentlichen Hochbau vorgeschrieben sind – nicht ausreicht, um eine belastbare Grundlage für Investitionsentscheidungen zu liefern. Hier konnte demzufolge ein Handlungsbedarf festgestellt werden hinsichtlich der Erfassung gebäudebezogener Bau- und Bewirtschaftungskosten von Hochschulimmobilien.
Projektmanagement
Ralf Tegtmeyer