Zur HIS-Publikation 6|2008
Der Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre ist seit der Jahrtausendwende an den Hochschulen stark ausgebaut worden. Entwicklung und Nutzung von netzgestützten Formen des Lehrens und Lernens wurden maßgeblich durch Förderprogramme des Bundes und der Länder unterstützt, die sich zunächst auf Erstellung von hochwertigem, multimedialem Content, später auf den Aufbau lehr- und lernförderlicher Supportinfrastrukturen konzentriert haben.
Einer der zu Beginn der Entwicklung mediengestützter Lehre insbesondere in der Hochschulpolitik dominanten Beweggründe für die Förderung und den Einsatz von E-Learning war die Hoffnung, personelle, bauliche und andere Ressourcen durch die Verlagerung der Lehre ins Internet reduzieren zu können. Das Echo auf diese Zielsetzung war naturgemäß geteilt: Auf der einen Seite wurde die Absicht einer Ressourceneinsparung begrüßt, auf der anderen Seite wurde sie dagegen als verfehlt und zudem unrealistisch zurückgewiesen.
In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass ein didaktisch hochwertiger und technisch solider E-Learning-Einsatz durchaus zusätzliche Ressourcen bindet. Technische Infrastrukturen müssen aufgebaut, didaktische Szenarien entwickelt, Lernumgebungen medial gestaltet, Medienkompetenzen erworben, Akzeptanz bei den Lehrenden durch Support und Anreize erzeugt werden.
Inzwischen sind an vielen Hochschulen auf der Basis der in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen aber Infrastrukturen und Kompetenzniveaus entstanden, die eine Auseinandersetzung mit möglichen Ressourcenwirkungen von E-Learning erneut interessant erscheinen lassen. Vor dem Hintergrund des Hochschulpakts 2020 und der ihm zugrundeliegenden Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung der Studierendenzahlen geht die Studie daher der Frage nach, welche die Ausbildungskapazität erweiternden Effekte der Einsatz von digitalen Lehr- und Lernmedien haben könnte.
Dabei werden am Beispiel eines hypothetischen Informatik-Fachbereichs verschiedene E-Learning-Szenarien durchgespielt und im Hinblick auf ihre jeweiligen Kapazitätseffekte (Studienanfängerzahlen, Studienplätze) analysiert. Inhaltlicher Ansatzpunkt ist dabei eine (partielle) Substitution von Präsenzlehre durch ein mediengestütztes, teils betreutes, teils unbetreutes Selbststudium, methodisch orientieren sich die Modellrechnungen an der Kapazitätsberechnung als Planungsinstrument.
Ziel der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Studie ist es, mit den angestellten Modellrechnungen sachbezogene Hinweise für eine Methoden- und Sachdiskussion über mögliche personelle Ressourcenwirkungen von E-Learning zu geben.
Die gesamte Publikation steht als PDF-Download kostenlos zur Verfügung. Eine Printversion kann gegen eine Schutzgebühr von 10,- € direkt bei HIS bestellt werden.