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Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes: Positive Veränderungen der Vertragslaufzeiten erkennbar

Die Entwicklung der Vertragslaufzeiten konnte anhand der Beschäftigungsverläufe von rund 34.000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nachgezeichnet werden, die im Dezember 2020 einen befristeten Arbeitsvertrag hatten. Im Jahr 2015 betrug die mittlere Laufzeit an den Universitäten rund 15 Monate (nicht promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) bzw. 17 Monate (Promovierte); im Jahr 2017 erreichte sie 21 bis 22 Monate. Ein wichtiger Faktor der positiven Entwicklung war die Zunahme von Arbeitsverträgen mit einer dreijährigen Laufzeit. Nach dem Höchstwert im Jahr 2017 haben sich die Laufzeiten in den Jahren 2018 und 2019 auf einem Niveau von rund 20 Monaten eingependelt, im Pandemie-Jahr 2020 ist der Wert um 2,7 Monate gesunken. Die im Jahr 2021 abgeschlossenen Arbeitsverträge konnten bei der Datenerhebung nicht berücksichtigt werden.

Eine mit den Universitäten vergleichbare Entwicklung konnte auch bei den anderen Einrichtungen beobachtet werden. Das Niveau der Vertragslaufzeiten liegt an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und im Bereich der Humanmedizin tendenziell über den Werten der Universitäten und an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) leicht darunter.

Der Anteil der Kurzbefristungen konnte nach der Gesetzesnovelle reduziert werden. Es bleibt jedoch ein persistenter Sockel. Lässt man das Pandemie-Jahr 2020 außer Acht, hat an den Universitäten und HAW ungefähr ein Drittel der in einem Kalenderjahr abgeschlossenen Arbeitsverträge eine Laufzeit von weniger als zwölf Monate; bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und im Bereich der Humanmedizin ist es ein Viertel der befristeten Arbeitsverträge. Unabhängig von der Einrichtung sind die Beschäftigten nicht im gleichen Ausmaß von den Kurzbefristungen betroffen. Während ungefähr 50 % der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im laufenden Beschäftigungsverhältnis noch keinen kurz laufenden Vertrag unterschrieben haben, häuft sich bei 10 % von ihnen die Hälfte der Kurzbefristungen an (einschließlich der Verträge mit einer einjährigen Laufzeit). Ein wichtiger, jedoch nicht der einzige Faktor dieser Ungleichverteilung ist die Dauer des Beschäftigungsverhältnisses. Wer länger beschäftigt ist, hat mehr Zeit gehabt, Kurzbefristungen zu sammeln.

Um die Kurzbefristungen zu vermeiden, bestimmt das WissZeitVG seit der Novelle, dass die Vertragslaufzeiten einer angestrebten Qualifizierung bzw. der Dauer eines Drittmittelprojekts entsprechen sollen. Bei einer Online-Befragung von rund 6.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben die Beschäftigten u. a. die Angemessenheit der Vertragslaufzeiten eingeschätzt. Rund 40 % der Befragten, für die die Frage relevant ist, halten es für realistisch, die angestrebte Qualifizierung während der Laufzeit des aktuellen Vertrags zu erreichen, rund 50 % halten sie für zu kurz bemessen. Die Einschätzung hängt u.a. davon ab, wieviel Arbeitszeit die aktuelle Beschäftigung für die eigene Qualifizierung zulässt. Wenn sich die Laufzeit des Arbeitsvertrags an der Dauer eines Drittmittelprojekts orientieren soll, bestätigen 70 % der so befristeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die beiden Zeiträume übereinstimmen. Die Zeiträume weichen voneinander ab, wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler z. B. erst nach dem Start in das Projekt eingestiegen sind oder wenn sie nur für einen bestimmten Abschnitt mitarbeiten.

Die festgestellten Veränderungen der Vertragslaufzeiten wurden nicht nur durch die Novelle des WissZeitVG verursacht. In den meisten Bundesländern und an vielen Einrichtungen wurden Maßnahmen durchgeführt, rechtliche Bestimmungen geändert und Vereinbarungen getroffen, um die Bedingungen für die befristet beschäftigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verlässlicher zu gestalten.

Über die Entwicklung der Vertragslaufzeiten sowie die Einschätzungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hinaus berichtet die Evaluation umfassend über die Anwendung des WissZeitVG an den Universitäten, HAW, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Universitätskliniken.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Evaluation beauftragt. Der Start war im Januar 2020. Die auf zwei Jahre angelegte Untersuchung hat aufgrund von pandemiebedingten Verzögerungen fünf Monate länger gedauert als ursprünglich geplant.

Links:

Download des Berichts

Informationen des BMBF zum WissZeitVG

Kooperationspartner InterVal

Informationen zum Projekt