HIS-HE:Medium 2|2018 erschienen
Mit dem Ende des Qualitätspaktes Lehre (QPL) stehen viele Angebote, Maßnahmen und Funktionsbereiche in den Hochschulen zur Diskussion und zur Disposition. Es besteht das Risiko, dass die über mehrere Jahre aufgebauten und etablierten Arbeitsstrukturen wieder verloren gehen. Allmählich bildet sich ein hochschul- und wissenschaftspolitisches Verständnis dafür heraus, dass es auch über den Qualitätspakt Lehre hinaus zweckmäßig ist, in den Hochschulen ein breites Portfolio qualitätsverbessernder Unterstützungsleistungen anzubieten und Fördermittel für entsprechende Maßnahmen zur Verfügung zu stellen. Neben den aktuell debattierten Fragen, wer künftig wie viele Mittel bereitstellt und wie die Mittelvergabe organisiert werden soll, ist auch zu klären, welche Förderprogramme für welche Bedarfslagen geeignet sind.
Das HIS-Institut für Hochschulentwicklung hat auf Grundlage einer empirischen Untersuchung zum QPL acht Kriterien formuliert, die für eine nachhaltige Gestaltung der qualitätsförderlichen Angebote und Arbeitsstrukturen beachtet werden sollten. Die Nachhaltigkeitskriterien wurden im Jahr 2017 vorgelegt und im vergangenen Jahr weiter ausgearbeitet. Sie reichen vom gestärkten Vermögen, die sich wandelnden gesellschaftlichen Umweltbedingungen für Studium und Lehre zu reflektieren, über antizipative Modelle der eigenen Qualitätsvorstellungen bis hin zur Fähigkeit der organisatorischen Regeneration (= Konsolidierung).
Die Nachhaltigkeitskriterien lassen sich umfassend nur erfüllen, wenn ihnen eine entsprechende Finanzierung und Förderung gegenübersteht. Mit dem Diskussionspapier „Den Qualitätspakt Lehre nachhaltig nutzen“ legt HIS-HE nun Hinweise für eine künftige Förderung vor, die systematisch auf den Ergebnissen der QPL-Maßnahmen aufbaut. Wichtige Merkmale sind:
- kurzfristig eine über die zweite Förderperiode hinausgehende Übergangsfinanzierung gewähren, um ‚Auflösungserscheinungen‘ zu verhindern, bevor die Grundlagen für die künftige Ausrichtung feststehen;
- eine Synopse der QPL-Maßnahmen durchführen, um ein bedarfsgerechtes Portfolio von Ansätzen, Themen, Prozessen und Unterstützungsleistungen zu entwickeln;
- die lehrenden WissenschaftlerInnen und den Support gemeinsam adressieren, um die funktionale Arbeitsteilung für produktive Lehr-, Lern- und Studienbedingungen zu stärken;
- die für die Qualitätsentwicklung relevanten Ebenen beachten (individuelle Kompetenzen, Lehrveranstaltungen, Studiengänge, Lehreinheiten/Fakultäten etc.);
- die Vernetzung und den Transfer zwischen den Geförderten als konstitutive Elemente der Maßnahmen begreifen;
- eine auf Diversität setzende Förderung anbieten, die es unterschiedlichen Akteuren und Akteursgruppen (Einzelpersonen, einzelne oder mehrere Lehreinheiten, hochschulübergreifende Transfergruppen etc.) regelmäßig gestattet, Mittel zu beantragen.