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Bedrohungsmanagement in Hochschulen: Strukturmerkmale erkennen und konkrete Fälle erörtern

Forum Bedrohungsmanagement 2015 des HIS-Instituts für Hochschulentwicklung und des Instituts Psychologie & Bedrohungsmanagement in Darmstadt

Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch den Kanzler der TU Darmstadt, Dr. Manfred Efinger. Als vorbildlicher und aufmerksamer Arbeitgeber war es seitens der Hochschulleitung der TU Darmstadt eine bewusste Entscheidung, ein professionelles Bedrohungsmanagement aufzubauen. An der TU Darmstadt wurde damit bereits 2009 begonnen, als eine der ersten Hochschulen in Deutschland. Das Ziel ist es, Konflikte zu erkennen und Möglichkeiten zu diskutieren und zu erarbeiten, um diesen Konflikten durch Interventionen gegenzusteuern. Das ganzheitliche Vorgehen, also die Vernetzung der internen Servicestellen an einer Universität, bildet einen zentralen Ankerpunkt.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Inputs von Dr. Jens Hoffmann, Geschäftsführer des Instituts für Psychologie und Bedrohungsmanagement, und Beatrice Wypych, Mitarbeiterin in der Konflikt- und Sozialberatung an der TU Darmstadt. Da das Vorgehen des Bedrohungsmanagements auf einem Case-management beruht, wurde diese Methodik ebenfalls sehr anwendungsorientiert auf der Veranstaltung eingesetzt. Anhand von realen (anonymisierten) Fallbeispielen wurde den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Fall geschildert und das konkrete weitere Vorgehen gemeinsam diskutiert. Mithilfe der thematischen Einführung seitens Dr. Hoffmann konnten die Teilnehmer Instrumente aus dem Bedrohungsmanagement (z. B. heiße und kalte Aggression) kennenlernen und deren Anwendung gleich erproben. Abgerundet wurde das Thema von Dr. Mada Mevissen, Leiterin der Konfliktberatung an der TU Darmstadt, durch ihren Vortrag zu Aufbau und Struktur des Bedrohungsmanagements an der TU Darmstadt.
Das Bedrohungsmanagement ist als eine präventive Maßnahme vor der Krise anzusehen. Die Krise kann nicht verhindert werden, aber die Wahrscheinlichkeit des Eintritts einer solchen, kann durch ein Bedrohungsmanagement verringert werden. Ziel ist es laut Dr. Hoffmann, „dass durch ein entschiedenes und offensives Vorgehen, sich die meisten Gewalttaten in Organisationen verhindern lassen“. Die Gewalt sei dabei immer ein Ergebnis aus der Wechselwirkung zwischen Täter, Vorgeschichte, Situation und der Zielperson. In der Regel entstünden bedrohliche Situationen nicht aus heiterem Himmel; in den meisten Fällen träten im Vorfeld Warnsignale auf. Dabei wurde auch klar herausgestellt, dass konkrete Vorhersagen nicht möglich sind und Formeln keine Anwendung finden. Die Charakteristik des Bedrohungsmanagements kann wie folgt umschrieben werden: interdisziplinär, verhaltensorientiert, fallbegleitend, dynamisch, präventiv und maßvoll. Auf der Veranstaltung wurde noch einmal deutlich gemacht, dass ein Bedrohungsmanagement (Prävention) von einem Krisenmanagement (Eintritt des Ernstfalls) und von einem Eskalationsmanagement (Widerherstellung des Normalzustandes) abzugrenzen ist.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf der Veranstaltung kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen und Zuständigkeiten einer Hochschule: von Mitgliedern der Hochschulleitung, Verantwortlichen aus dem Gebäudemanagement, der Arbeitssicherheit bis hin zu Leitern der Konfliktberatung und des Gesundheitsmanagements an Hochschulen. So differenziert das Spektrum war, so angeregt wurde die Diskussion mit den unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen miteinander geführt. Einigkeit herrschte darüber, dass jeder u.a. die Themen Stalking und Belästigungen kennt und auch vor einer Hochschule nicht Halt machen. Stalking wird dabei definiert, als ein wiederholtes Belästigen oder Verfolgen einer anderen Person, welches als bedrohlich empfunden werden kann.
Das Forum gab den Hochschulen Hilfestellung, mit Bedrohungen umzugehen sowie Theorie und Praxis kennen zu lernen. Die Besonderheiten an einer Hochschule – Konfliktorientiertheit, Vorhandensein einer hohen Akzeptanz weicherer Lösungen und eine gute Ressourcenlage – können dabei positiv beim Aufbau genutzt werden. Im Ergebnis kann zusammengefasst werden, das sich die Bewusstseinsbildung zu dem Thema in den letzten Jahren positiv verändert hat.