Zum HIS-HE-Forum Bedrohungsmanagement am 10. und 11. September 2019 in Hannover
Bedrohliche Situationen sind für alle Organisationen – auch Hochschulen – Teil der Realität. Sie sind nicht erwünscht, treten aber in unterschiedlichen Eskalationsstufen auf. Wer dies akzeptiert, kann vorbereitet sein. Prävention, Intervention und Nachsorge sind Elemente einer professionellen Befassung mit der Thematik.
Die Kooperationsveranstaltung von HIS-HE und dem I:P:Bm fokussierte sich auf die strukturellen Themen zum Prozessaufbau, einzusetzenden Instrumenten sowie den zu beteiligenden Akteuren. Die Teilnehmenden haben ein inhaltliches Verständnis erhalten und wurden befähigt, Bedrohungen und Bedrohungslagen zu erkennen, um angemessen reagieren zu können. Im Bedrohungsmanagement geht es um die neutrale und objektive Bewertung aufgrund der vorhandenen Informationen und Sachlage. Der Einsatz von Instrumenten für die objektive Gefährdungsabschätzung unterstützt dabei.
Die Teilnehmenden teilten zum Auftakt der Veranstaltung ihre gemachten Erfahrungen mit vorhandenen Bedrohungen an ihren Einrichtungen. Die Palette reichte von Androhung von Gewalt, Stalking, Umgang mit anonymisierten Emails, Androhung von Selbstgefährdung bis hin zum Umgang mit psychisch auffälligen Personen. Damit wurde deutlich, dass der Bedarf an Hochschulen, sich mit einem Bedrohungsmanagement auseinanderzusetzen, sehr aktuell und relevant ist. Dass das Bedrohungsmanagement, ein Bestandteil der gesamten Sicherheitsorganisation an der Hochschule sein muss und wie es von einem Notfall- und Krisenmanagement abzugrenzen ist, stellte Urte Ketelhön, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim HIS-Institut für Hochschulentwicklung e.V., in ihrem Input heraus.
Das Forum verdeutlichte die Stellung des Bedrohungsmanagements in Hochschulen und gemeinsam wurden bereits gemachte Erfahrungen in Hochschulen diskutiert. Da Bedrohungsmanagement Teamarbeit ist und spezifische Sachkompetenz in diesem Team gebündelt wird, war es wichtig die Vernetzung zwischen den Akteuren herauszuarbeiten. Genauso wichtig ist der Informationsfluss in der Hochschule. Wie diese Team- und Netzwerkarbeit gestaltet werden kann und welche Akteure mit welchen Kompetenzen integriert sein sollten, war ein Veranstaltungsinhalt. Dabei wurde deutlich, dass für das interne Netzwerk gerade die interdisziplinäre Zusammensetzung von positiver Bedeutung ist.
Ein strukturelles Bedrohungsmanagement verfolgt dabei zwei zentrale Ziele im Präventionsansatz:
- Die Verhinderung schwerer zielgerichteter Gewalttaten, d. h. Personen und Situationen, die das Potenzial einer gewalttätigen Eskalation bergen, zu erkennen, einzuschätzen und den Umgang mit ihnen zu gestalten.
- Und Personen, die zum Ziel bedrohlichen Verhaltens werden, in ihrer psychischen und gesundheitlichen Integrität zu schützen.
Ein Bedrohungsmanagement hat dabei mehrere Facetten: den Aufbau eines Prozesses, die Bildung eines Teams aus vorhandenen Funktionen, das Bekanntmachen und die Sensibilisierung der Hochschulangehörigen dem Thema gegenüber, die interne und externe Vernetzungsarbeit und letztendlich die Kernaufgabe der Fallbegleitung. Auf der Veranstaltung selbst wurde gemeinsam ein realer, anonymisierter Fall diskutiert und Handlungsoptionen besprochen. In intensiven Kleingruppengesprächen wurden die Erfahrungen miteinander ausgetauscht, Lösungsvorschläge gemeinsam erarbeitet und das weitere Vorgehen im dargestellten Fall besprochen. Dazu wurden vom Referenten und ausgewiesenen Experten Nils Böckler vom I:P:Bm konkrete Instrumente für die Einschätzung des Falls vorgestellt und gemeinsam angewendet. Den Teilnehmenden konnten somit konkrete Handlungsmöglichkeiten für ihre eigene Einrichtung mitgegeben werden.
Im Ergebnis wurde von den Teilnehmenden geäußert, dass ein aktives Gestalten des Prozesses möglich und nötig ist. Die Interaktion auf der Veranstaltung und der damit verbundene aktive Austausch waren für die Teilnehmenden besonders wertvoll. Seitens HIS-HE und dem Partner I:P:Bm ist geplant, dass dieser gemeinsame Austausch weitergeführt werden soll.