Die Entscheidung war mit Spannung erwartet worden: 22 Universitäten hatten Antragsskizzen für neue universitäre Zukunftskonzepte eingereicht, sieben von ihnen passierten nun erfolgreich die Vorrunde: die Humboldt-Universität zu Berlin, die Universitäten Bochum, Bremen, Köln, Mainz und Tübingen sowie die Technische Universität Dresden. Sie treten ein in den Wettbewerb mit den neun Universitäten, die in den Jahren 2006 bzw. 2007 zur „Eliteuniversität“ gekürt worden waren, nämlich die RWTH Aachen, die Freie Universität Berlin, die Universitäten Freiburg, Göttingen, Heidelberg, Karlsruhe und Konstanz sowie die Universität München und die Technische Universität München. Diese haben die Möglichkeit, einen Antrag auf Fortsetzung der Förderung zu stellen.
Die Vollanträge der maximal 16 Bewerber in der Förderlinie universitäre Zukunftskonzepte müssen bis zum 1. September eingereicht werden. Die endgültige Entscheidung fällt im Juni 2012. Dann sollen bis zu zwölf Zukunftskonzepte gefördert werden.
Insgesamt stehen in der zweiten Phase des Wettbewerbs rund 2,72 Milliarden Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung. Das sind etwa 30 % mehr als in der ersten Förderphase. 75 % der Mittel trägt der Bund, 25 % übernehmen die Sitzländer der ausgezeichneten Hochschulen. Die Mittel verteilen sich auf insgesamt drei Förderlinien. Neben der Förderlinie universitäre Zukunftskonzepte sind dies die Förderlinie Graduiertenschulen und die Förderlinie Exzellenzcluster. Für neue Graduiertenschulen waren insgesamt 98 Antragsskizzen von 55 Universitäten eingereicht worden. 25 Skizzen von 18 Universitäten schafften den Sprung in die Endrunde. 60 Universitäten reichten insgesamt 107 Antragsskizzen für neue Exzellenzcluster ein. In dieser Linie erreichten 27 Skizzen von 24 Universitäten die Endrunde.
Insgesamt hatte die Auswahlkommission damit 227 Antragsskizzen von 64 Universitäten zu bearbeiten. Nach Angaben von DFG und Wissenschaftsrat waren die großen Wissenschaftsgebiete der Lebenswissenschaften, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Geistes- und Sozialwissenschaften in etwa gleich stark vertreten. Für die Begutachtung der Bewerbungen zu den Graduiertenschulen und Exzellenzclustern ist die DFG federführend zuständig. Hier waren an der Auswahl allein mehr als 200 Gutachterinnen und Gutachter beteiligt. Sie kamen ganz überwiegend aus dem Ausland. Der Wissenschaftsrat verantwortet die Begutachtung der universitären Zukunftskonzepte.
DFG-Präsident Matthias Kleiner betonte mit Verweis auf die TU Dresden, dass sich nun auch punktuell Erfolge in den neuen Bundesländern zeigten. In der ersten Förderphase hatten insbesondere Hochschulen in Süddeutschland erfolgreich abgeschnitten. Vor allem jene Hochschulen und Bundesländer hätten sich durchgesetzt, „die über viele Jahre nachhaltig und dauerhaft in ihre Universitäten investiert und eine entsprechende Berufungspolitik praktiziert haben“, erläuterte Kleiner. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Wolfgang Marquardt, hob die Bedeutung der Exzellenzinitiative für den Wissenschaftsstandort Deutschland hervor: „Die Exzellenzinitiative ist Werkzeug eines tiefgreifenden Umbaus“, sagte Marquardt. „Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Strategiebildung der Hochschulen hat große Fortschritte gemacht, vielfältige Ideen zur Gleichstellung wurden entwickelt, die Verbesserung der Qualität der Lehre ist stärker in den Blick gerückt, die internen und externen Kommunikationsprozesse haben sich deutlich verbessert.“
Bundesbildungsministerin Annette Schavan zeigte sich erfreut über die hohe Zahl an Antragsskizzen. Sie sei ein Zeichen für die Bedeutung des Förderprogramms für den Wissenschaftsstandort Deutschland. „Wissen ist unsere Ressource, Innovation unser Kapital: Deshalb werden wir die Spitzenforschung auch weiterhin verlässlich fördern“, sagte Schavan. Auch der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Ernst Dieter Rossmann, bezeichnete das Programm als Erfolg. Als positiv bewertete er insbesondere, dass künftig die Lehre eine stärkere Rolle bei der Förderentscheidung spielen soll. Kritik kam hingegen von der Linksfraktion. Nach Meinung von Petra Sitte, der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, führt die Exzellenzinitiative zu einer Spaltung der deutschen Hochschullandschaft in „vom Bund bezahlte Forschungsuniversitäten und einen unterfinanzierten Rest“. Dadurch werde die Qualität in der Breite, die Sitte als große Stärke des deutschen Hochschulsystems bezeichnete, aufs Spiel gesetzt. Der Bund solle nicht die ohnehin forschungsstärksten Hochschulen zusätzlich fördern, sondern diejenigen mit dem größten Entwicklungspotenzial.
Kritisch äußerte sich auch Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Er mahnte Maßnahmen zur Verbesserung der Beschäftigungssituation an den Hochschulen an. Die Exzellenzinitiative habe zu einer Ausweitung befristeter Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft geführt. „Das Hire-and-Fire-Prinzip schadet Kontinuität und Qualität der Forschung“, zeigte sich Keller überzeugt. Er regte an, dass geförderte Universitäten 30 % der eingeworbenen Gelder für unbefristete Stellen verwenden sollten. Für den freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) ist die Unterfinanzierung der Hochschulen das eigentliche Problem: „Deutschland muss die Forschungs- und Bildungsausgaben generell erhöhen, anstatt verknappte Mittel wettbewerblich zu verteilen“, meint Vorstandsmitglied Florian Pranghe. Während sich Eliteuniversitäten Hoffnung auf zusätzliche Mittel machen könnten, bleibe eine Mehrheit der Hochschulen weiter chronisch unterfinanziert, so Pranghe weiter.
Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), freute sich vor allem für die Hochschulen, die nun zum ersten Mal die Gelegenheit erhalten, Fördermittel zu akquirieren. Zufrieden zeigte sie sich auch mit der „deutlichen Aufwertung der Lehre“ im Exzellenzwettbewerb. Dies war eine zentrale Forderung der HRK. „Spitzenhochschulen müssen in Forschung wie in Lehre überzeugen“, so Wintermantel. Die HRK-Präsidentin gab jedoch auch zu bedenken, dass die Finanzierung der zukunftsweisenden Konzepte nach dem Ende der zweiten Förderphase nicht versiegen dürfe. Sie sieht hier eine Pflicht zur Kooperation zwischen Bund und Ländern, da davon auszugehen sei, dass die Länder alleine eine Dauerfinanzierung nicht sicherstellen könnten. Ein erster Vorschlag hierzu liegt bereits vor: Bundesbildungsministerin Annette Schavan kann sich vorstellen, dass es zukünftig vom Bund finanzierte Bundesuniversitäten geben könnte. (tab)
Quellen: DFG, WR, dpa, ZWD, HRK