Das Forschungsvorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PW11017B gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.
Zeitraum:
Die Projektlaufzeit beginnt im Juni 2011 und endet im Mai 2014.
Hochschulen in Deutschland haben in den letzten Jahren im Zuge mehrerer Reformprozesse an Autonomie hinzugewonnen, um sich besser im internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Zugleich messen moderne Volkswirtschaften dem Bildungssektor eine immer entscheidendere Bedeutung für die Wirtschaftskraft bei. In dieser mit Erwartungen aufgeladenen Umbruchsituation rückt das Wissen um die Bedingungen erfolgreicher Hochschulen immer stärker in den Mittelpunkt von Forschungsanstrengungen, die in den letzten Jahren unter dem Stichwort Wissenschaftsökonomie gebündelt wurden.
Wissenschaftsökonomie im engeren Sinne befasst sich mit der Allokation und Optimierung des Ressourceneinsatzes im Wissenschaftssystem. Die Steuerung von Hochschulressourcen hat in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel vollzogen: Über viele Jahre stand die Detailsteuerung der Hochschulen durch die zuständigen Wissenschafts- und Finanzministerien im Mittelpunkt, beispielsweise über Stellenpläne und Flächenrichtwerte. Demgegenüber erfolgen seit einigen Jahren eine stärkere Globalsteuerung und eine Verlagerung der Ressourcenverantwortung in die Hochschulen. Die Ressourcenallokation erfolgt zunehmend durch hochschulinterne Prozesse.
Damit einher geht der vermehrte Einsatz von neuen Steuerungsinstrumenten im Sinne des New Public Management, die sich an zunehmend an ökonomischen Kriterien orientieren. Die Zuweisung von Ressourcen erfolgt neben wissenschaftlichen Erfolgskriterien für Forschung und Lehre auch unter Effizienzgesichtspunkten. Ziel der hochschulinternen Ressourcensteuerung ist die Optimierung des Ressourceneinsatzes und die Identifizierung von Einsparpotenzialen.
Hochschulressource Fläche
Im Hochschulsystem können im Wesentlichen drei strategische Ressourcen unterschieden werden, über deren Verteilung eine Hochschulleitung Steuerungsimpulse für Lehre und Forschung setzen kann: 1. Personal, 2. Geld und 3. Ausstattung (vor allem Geräte und Fläche). Die Größe und die Qualität der bereitgestellten Flächen für die Hochschuleinrichtungen spielen eine wichtige Rolle, da über deren Zuordnung wesentliche Rahmenbedingungen für die Ausgestaltung von Forschung und Lehre festgelegt werden, besonders bei experimentell arbeitenden Einrichtungen. Mit Flächen- und Raumprogrammen gestaltet man Wissenschaftspolitik. Erforderlich ist daher eine differenzierte Betrachtung der Flächenstrukturen, des Flächenbedarfs und des Bewirtschaftungsaufwandes. Darüber hinaus handelt es sich bei der Fläche nach dem Personal um die kostenintensivste Ressource.
Die Hochschulen wenden unterschiedliche Modi zur Steuerung der Flächenressourcen an. So haben sich in den vergangenen Jahren neben einer eher klassischen hierarchischen, vor allem auf Anweisungen basierenden Zuteilung von Flächen, auf der konzeptionellen Ebene, z. T. auch in der Praxis stärker ökonomisch und marktförmig orientierte Modelle des Flächenmanagements etabliert. Hierzu gehören besonders Instrumente einer monetären Flächensteuerung wie etwa Mieter-Vermieter- oder Sanktionsmodelle: Über die Einführung von monetären Größen in die Flächensteuerung sollte quasi ein Automatismus für eine bedarfsgerechte Flächenausstattung in Gang gesetzt werden. Steuerungsmodi, die Lösungen durch Verhandlung bzw. Kooperation erstellen, sind in der Hochschulpraxis bisher von eher untergeordneter Bedeutung.
Zielsetzungen des Projektvorhabens
Ziel des Projektes ist die Entwicklung von Modellen zur Allokation und Steuerung von Flächenressourcen in Hochschulen und ihre praktische Erprobung. In einem Vergleich der Modellvarianten sollen die Wirkungsmechanismen ermittelt, verglichen und theoretisch reflektiert werden. Das Projekt möchte sich dabei auf Referenzhochschulen sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland stützen, die mit der Einführung von Modellen der hochschulinternen Optimierung der Steuerung des Flächenbedarfs, z. B. auch mit Hilfe monetärer Komponenten, begonnen haben. Nach den bislang vorliegenden Erfahrungen sind die Erfolge einer Ökonomisierung der Flächensteuerung bislang eher begrenzt, sei es dass die Implementation am Widerstand der Wissenschaftler gescheitert ist, sei es dass die Steuerung lediglich einen rein informatorischen Charakter ohne Budgetrelevanz besitzt. Zwischen dem theoretischen Anspruch und der praktischen Leistungsfähigkeit der Steuerungsmodelle klafft bisher eine große Lücke.
Ziel des Forschungsprojekts ist es, dieses Defizit bei der empirischen Aufarbeitung und der wissenschaftlich-theoretischen Reflexion der praktisch eingesetzten Instrumente zum Flächenmanagement zu beseitigen und die theoretischen sowie wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen der einzelnen Steuerungsmodelle zu erarbeiten. Zugleich soll untersucht werden, ob und wie die bestehenden Modelle verbessert werden können. Im Ergebnis werden Empfehlungen für die zukünftige Allokation und Steuerung von Flächenressourcen nach “objektivierten” Kriterien für Hochschulen erarbeitet und Hinweise für die praktische Einführung gegeben.
Untersuchungsschritte
Das Projekt ist in drei methodisch aufeinander aufbauende Untersuchungsabschnitte unterteilt:
- bundesweite Fragebogenaktion,
- Fallstudien,
- Implementierung.
Bereits bei der Fragebogenaktion sollen neben allen deutschen auch Hochschulen aus dem europäischen Ausland einbezogen werden, um einen Überblick über den aktuellen Umsetzungsstand von Flächenmanagementansätzen zu erhalten. Mit den Fallstudien sollen tiefergehende Erkenntnisse zu unterschiedlichen Steuerungsinstrumenten gewonnen werden. Zum einen geht es dabei um unterschiedliche Verfahren zur Ermittlung einer bedarfsgerechten Flächenausstattung, zum anderen um verschiedene Steuerungsmechanismen (Hierarchie, Markt, Kooperation). Im Idealfall können auch bei den Fallstudien europäische Beispiele dokumentiert werden. Ein Erkenntnisziel der internationalen Perspektive ist die Darstellung der unterschiedlichen Rahmenbedingungen im Bereich des Liegenschaftsmanagements, von denen – einer Hypothese des Forschungsprojekts folgend – eine zentrale Bedeutung für hochschulinterne Steuerungsversuche der Ressource Fläche ausgehen. Nicht zuletzt sollen die Wirkungen der einzelnen Steuerungsmodelle in der empirischen Praxis ermittelt und die jeweiligen Versorgungsniveaus in deutschen und europäischen Hochschulen vergleichend dokumentiert werden.
Im dritten Untersuchungsabschnitt sollen ausgewählten Hochschulen bei der Einführung eines Flächenmanagements begleitet und mit den bis dahin gewonnenen Erkenntnissen des Projekts unterstützt werden. Forschungsprozessbegleitend wird ein Erfahrungsaustausch zwischen interessierten Hochschulen organisiert, in dem die Zwischenergebnisse des Projekts vorgestellt und kritisch reflektiert werden sollen.
Projektpartner
Das Projekt wird am Lehrstuhl Betriebswirtschaftslehre im Bauwesen der Bauhaus-Universität Weimar von Herrn Prof. Dr. Hans-Wilhelm Alfen und Anke Schwanck und bei der Hochschul-Informations-System GmbH in Hannover von Dr. Bernd Vogel und Marcelo Ruiz durchgeführt. Gebündelt werden konnten dadurch umfangreiche Kompetenzen in den Bereichen Bauwirtschaft, öffentliches Immobilienmanagement, Lebenszykluskosten und Flächenbedarfsplanung.
Dr. Bernd Vogel
Marcelo Ruiz