Vergangenes Wochenende fand in San Francisco die diesjährige Jahrestagung des Netzwerks statt. Die mehr als 300 angereisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutierten mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft über Karrierewege und Zukunftsperspektiven für Wissenschaftler(innen) in Deutschland. Themen waren u. a. Strategien für „Doppelkarrierepaare“, der Aufbau von Nachwuchsgruppen, die Bewerbung auf eine Professur, die Bedeutung von Mentorenbeziehungen, alternative Berufsfelder für Wissenschaftler(innen) und Unternehmensgründungen. Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das die Konferenz finanzierte, sagte zur Eröffnung: „Wir unterstützen mit dieser Tagung gezielt die Rückkehr deutscher Akademikerinnen und Akademiker.“ Nötig sei neben dem Abbau bürokratischer Hürden auch eine entsprechende Willkommenskultur. GAIN könne hierzu einen Beitrag leisten: „GAIN bietet die großartige Chance, Netzwerke zu knüpfen, Arbeitskontakte anzubahnen und den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu zeigen: Ja, Ihr seid willkommen in Deutschland! Wir brauchen Euch!“
GAIN ist eine Gemeinschaftsinitiative der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Assoziierte Mitglieder sind die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungseinrichtungen, die Max-Planck-Gesellschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und die Hochschulrektorenkonferenz. Das Netzwerk wird gefördert durch das BMBF.
GAIN sieht sich als Plattform und Vernetzungsinstrument. Dabei geht es GAIN nach eigenen Angaben nicht nur darum, im Ausland lebende deutsche Forscherinnen und Forscher bei der Rückkehr zu unterstützen. Das Kontakthalten mit der alten Heimat zu erleichtern und Informationen zu wichtigen Entwicklungen im deutschen Wissenschaftssystem zur Verfügung zu stellen, sind weitere Aufgaben des Netzwerks.
Monatliche Newsletter halten die Mitglieder zum Beispiel über Neuigkeiten aus der Wissenschaftspolitik und interessante Veröffentlichungen auf dem Laufenden. Auf der GAIN-Website sind aktuelle Ausschreibungen und Stellenangebote recherchierbar. Regelmäßige Wissenschaftlertreffen und Rekrutierungsmessen bieten Gelegenheit zum Austausch, Kontakteknüpfen und Kennenlernen potenzieller Arbeitgeber in Deutschland.
Dass nicht wenige der im Ausland lebenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Rückkehr zumindest ins Auge fassen, erfuhr vor gut einem Monat Bundespräsident Christian Wulff per Post. Hundert Wissenschaftler(innen) hatten sich an ihn gewandt, weil sie gerne nach Deutschland zurückkehren würden, vielfach aber die entsprechenden Rahmenbedingungen vermissen. Jobangebote in der Schweiz oder in den USA seien „sehr oft spannender und attraktiver“, sagt Katrin Arnold von der Harvard Medical School in Boston, eine der Mitinitiatorinnen des Briefes an das Staatsoberhaupt. Sie böten „Aufgaben mit mehr Verantwortung, internationalerem Umfeld, deutlich höherem Gehalt und besseren Entwicklungsmöglichkeiten“. Arnold möchte trotzdem zurück nach Deutschland. „Ich habe die Zeit in den USA genossen, möchte jetzt aber erstmal in Wochenend-Entfernung zu meiner Familie leben“, begründet die 34-Jährige ihre Entscheidung. Die Rückkehr sei jedoch nicht leicht zu bewerkstelligen: Die Kontakte nach Deutschland seien über die Jahre eingeschlafen, viele Stellen würden aber nur über persönliche Kontakte vergeben. Auch kenne man die Entwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht.
In ihrem Brief an Wulff haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher aufgelistet, was sie sich von Deutschland wünschen: weniger bürokratische Hürden und gesetzliche Barrieren, flachere Hierarchien im Wissenschaftssystem, eine attraktivere Bezahlung und mehr Flexibilität, eine bessere Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft und eine leichtere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie erkennen aber mit Blick auf Exzellenzinitiative und Juniorprofessuren auch an: „Deutschland ist definitiv auf dem richtigen Weg.“ Bundespräsident Wulff zeigte Verständnis für die Anliegen der Jungforscher(innen): „Wir müssen es schaffen, unserem wissenschaftlichen Nachwuchs hier eine Perspektive zu bieten – auch denen, die eine Zeit lang ins Ausland gegangen sind.“ (tab)
Quellen: BMBF, GAIN, Spiegel online