Finanzierungsbedarf für den Bestandserhalt der Hochschulgebäude bis 2025
Die baulich-technische Infrastruktur gewährleistet in hohem Maß die Funktionsfähigkeit von Forschung und Lehre in den deutschen Hochschulen. Die Forderung an die Politik lautet deshalb, nicht nur aktuell, sondern auch perspektivisch genügend Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Eine solche Perspektivplanung benötigt zumindest überschlägige Kenntnisse über den Finanzierungsbedarf für einen auskömmlichen Bestandserhalt der Hochschulgebäude. Erst dann ist zudem eine Prognose möglich, ob die seitens der Länder für die nächsten Jahre eingeplanten Mittel ausreichend sein werden.
Die Kultusministerkonferenz hat sich in einer Arbeitsgruppe der Staatssekretär(innen) der Thematik angenommen und vom HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V. (HIS-HE) belastbare Zahlen für die Debatte ermitteln lassen.
Ausgangspunkt für Daten, Methode und Prognose bildete die in 2014 durchgeführte Erhebung zum Bau- und Instandsetzungsbedarf in den Universitäten 2008 – 2012 (http://www.his-he.de/pdf/pub_fh/fh-201405.pdf). Die Daten wurden mit einer Erhebung in den einschlägigen Fachministerien der Länder zu den bereits getätigten und geplanten Bau- und Instandsetzungsausgaben für die Hochschulinfrastruktur im Zeitraum 2013 bis 2025 fortgeschrieben. Die Universitätsklinika wurden nicht in die Berechnung einbezogen.
Der Finanzierungsbedarf bis zum Jahr 2025 für den Bestandserhalt der Hochschulgebäude beträgt inklusive des bereits entstandenen rechnerischen Sanierungsstaus seit 2008 ca. 40 Mrd. Euro und ab 2017 ca. 30 Mrd. Euro bundesweit. Für eine Prognose der Auskömmlichkeit der geplanten Mittel zum Bestandserhalt war eine Szenario-Betrachtung unerlässlich, da Flächenerweiterungen einen erheblichen Einfluss auf die Mittelverfügbarkeit für den Bestandserhalt haben. Szenario 1: Flächenerweiterung um 1,5 Prozent pro Jahr = 250.000 m² NF 1-6 ab 2017; Szenario 2: Halbierung der Flächenerweiterung pro Jahr gegenüber Szenario 1 ab 2017; Szenario 3: keine Flächenerweiterungen ab 2017. In Abhängigkeit von der Flächenentwicklung beträgt das prognostizierte Finanzierungsdefizit inklusive des seit 2008 entstandenen Sanierungsstaus gegenüber den geplanten Mitteln für den Bestandserhalt der Hochschulgebäude (ohne Universitätsklinika) zwischen 20 Mrd. Euro und 35 Mrd. Euro.
Somit bleibt in allen Szenarien ein Defizit für den jährlich ermittelten Instandsetzungs- und Reinvestitionsbedarf bestehen, sodass mit einer Erhöhung statt mit einem Abbau des Sanierungs- und Modernisierungsstaus bis 2025 zu rechnen ist. Die Politik auf Bundes- und Landesebene ist damit letztlich aufgerufen, Überlegungen anzustellen, wie zusätzliche Finanzmittel für den Bestandserhalt der Hochschulgebäude gewonnen werden können.
Die Publikation „Finanzierungsbedarf für den Bestandserhalt der Hochschulgebäude bis 2025 – Wege zum Abbau des Sanierungs- und Modernisierungsstaus im Hochschulbereich“ (Stibbe, J., Stratmann, F., Hannover 2016) ist in der Reihe Forum Hochschulentwicklung erschienen. Die Veröffentlichung ist auch als PDF-Download verfügbar.