Ob Fragen zur Promotionsbetreuung, unklare Urheberrechte bei Fachartikeln oder Studierende, die wegen Studienplätzen und Prüfungsleistungen gegen Hochschulen vor Gericht klagen wollen – Konfliktpotenziale bieten Hochschulen zu Hauf. Doch auch allgegenwärtige Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz und in Teams sind wie in jeder Organisation ein zeitfressendes Hemmnis. Alle Hochschulen kennen derartige Konflikte, wie das Netzwerktreffen Mediation verdeutlichte. In diesem Rahmen tauschten sich Vertreterinnen und Vertreter aus 15 Hochschulen über ihre Erfahrungen und den Stand des Konfliktmanagements in der deutschen Hochschullandschaft aus.
„Das Thema ist relativ neu für die Hochschulen. Seit noch nicht einmal zehn Jahren nutzen sie professionelle Möglichkeiten des Konfliktmanagements und diese bisher auch eher punktuell“, schätzt Mediator Volker Walpuski, der als Organisationsberater der HIS GmbH das Treffen initiiert hat, die derzeitige Situation ein. Eine Vorab-Umfrage der HIS GmbH unter 35 Hochschulen zeigte: Lediglich fünf davon betreiben nach eigenen Angaben ein systematisches Konfliktmanagement. Dies wird überwiegend für das Personalwesen und den Bereich der Lehre genutzt. Konflikte mit Lieferanten und Dienstleistern oder im Gebäudemanagement sind bisher fast gar nicht in den Blick geraten, obwohl dies ein fest etabliertes Feld der Wirtschaftsmediation darstellt.
„Viele Konflikte lassen sich durch frühzeitige Konfliktberatung lösen, ohne dass ein langwieriges Mediationsverfahren nötig wird“, meint Beraterin Hanna Jessen von der HIS GmbH. Nach diesem Prinzip arbeitet seit mehreren Jahren auch die HAW Hamburg, die ihr stufenweises Konfliktmanagement auf dem Netzwerktreffen vorstellte: Danach stellt ein Beratungsgespräch mit den am Konflikt Beteiligten die erste Eskalationsstufe in der Bewältigung dar. Mit diesem präventiven Ansatz lässt sich nach Erfahrung der Hochschule in den meisten Fällen eine weitere Eskalation des Konflikts verhindern.
Wichtig für ein professionelles Konfliktmanagement ist zudem die Vernetzung mit anderen Beratungseinrichtungen der Hochschule. So orientiert sich beispielsweise die TU Ilmenau mit ihrem Konfliktmanagement am Leitbild der Universität „Campus-Familie“ und sieht es als einen Baustein innerhalb verschiedener Beratungsleistungen rund um den Campus. Wie die Veranstaltung weiterhin zeigte, wird Konfliktmanagement auch für andere öffentliche Einrichtungen zu einem immer bedeutsameren Thema. Das Land Niedersachsen etwa bietet seit kurzem seinen Mitarbeiter/inne/n in der Verwaltung Mediationsschulungen an.
Wo sollte das Konfliktmanagement organisatorisch in der Hochschule angesiedelt sein – zentral oder dezentral, nahe der Hochschulleitung, der Personalabteilung oder besser als neutrale Stelle? „Jede dieser Möglichkeiten bietet Vor- und Nachteile“, führt Volker Walpuski aus, „entscheidend ist, dass die Lösung zum Gesamtkonzept der jeweiligen Hochschule passt.“
Die Teilnehmer/innen schätzten die Möglichkeit, sich auf dem ersten Netzwerktreffen Mediation gezielt mit anderen Hochschulvertreter/inne/n fachlich austauschen zu können. Gemeinsam mit der HIS GmbH wollen sie das Netzwerk deshalb weiter stärken. Nach dem Erfolg der diesjährigen Veranstaltung plant die HIS GmbH auch 2011 ein Treffen zum Konfliktmanagement an Hochschulen.