Offene Bildungsinfrastrukturen sollen den freien Zugang zu (Hochschul-)Bildung unterstützen. Sie ermöglichen Studierenden den uneingeschränkten Zugriff auf frei verfügbare Lehr- und Lernmaterialien (OER Open Educational Resources), erweitern hochschuldidaktische Möglichkeiten und tragen zur Sichtbarkeit von Lehrexpertise bei. Die Landschaft der OER-förderlichen IT-Infrastrukturen für die Hochschulen zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus. Als zentrale Herausforderung erweist sich dabei jedoch zunehmend die unzureichende Integration der bestehenden OER-Portale, -Plattformen und -Tools. Aus diesem Grund erscheinen verstärkte Bemühungen um bessere Voraussetzungen zur Herstellung von Interoperabilität zwischen Informations- und Weiterbildungsportalen im Bereich der Hochschullehre geboten.
In diesem Zusammenhang führten das nordrhein-westfälische OER-Portal ORCA.nrw und das HIS-Institut für Hochschulentwicklung (HIS-HE) in Kooperation mit der Stiftung Innovation in der Hochschullehre eine Untersuchung durch, die auf Grundlage einer Erhebung des gegenwärtigen Entwicklungsstands Anregungen zur Herstellung von Interoperabilität zwischen Informations- und Weiterbildungsportalen im Hochschulkontext geben möchte. Mittels einer Literaturanalyse, eines hybriden Expert:innen-Workshops sowie leitfadengestützter Expert:innen-Interviews wurde eine überblicksartige Darstellung OER-förderlicher IT-Infrastrukturen für den Hochschulbereich unter besonderer Berücksichtigung lehrbezogener und didaktischer Implikationen erarbeitet. Zudem wurden Anforderungen an eine offene Bildungsinfrastruktur aus technischer, hochschuldidaktischer und bildungsorganisatorischer Perspektive ermittelt und potenzielle künftige Entwicklungsschritte definiert.
Im Rahmen der Erhebung zeigte sich, dass sich die Landschaft der offenen Bildungsinfrastrukturen im Hochschulsektor kontinuierlich weiter ausdifferenziert. Sie umfasst Vernetzungseinrichtungen, OER-Repositorien und -Referatorien, Informations- und Weiterbildungsportale sowie Stand-alone-Lösungen wie lokale Installationen von Lernmanagementsystemen (LMS) an den Hochschulen. Die dezentrale Verortung solcher offener Bildungsinfrastrukturen scheint jedoch dem Ziel einer leichten Auffindbarkeit und ausgiebigen Weiternutzung offener Lehr- und Lernmaterialien teilweise entgegenzustehen.
Als zentrale Herausforderung erweist sich daher die Vernetzung bestehender Portale und Tools durch die Nutzung eines allgemein anerkannten Metadatenprofils und Standardvokabulars für Lehr- und Lernmaterialien, eine stärkere Vernetzung bestehender Infrastrukturen durch einen Aggregationsmechanismus für digitale Lernressourcen sowie eine verbesserte Interoperabilität entsprechender Infrastrukturen durch das Schaffen von Schnittstellen und das Nutzen von Plug-ins. Zugleich wird deutlich, dass technische, organisatorische und didaktische Unterstützungsdienste für eine ausgiebige Nutzung von OER bislang noch nicht in ausreichendem Umfang angeboten werden. Zudem wird die Entwicklung OER-förderlicher IT-Infrastrukturen bislang noch zu selten auf einer strategischen Ebene adressiert und forciert. Zugleich zeigen sich vielversprechende Bestrebungen zur Etablierung eines auf die spezifischen Belange offener Lehre an den Hochschulen zugeschnittener Metadatenprofile. Auf Grundlage dieser Befunde werden im Abschlussbericht umfangreiche Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für den Bereich der offenen Bildungsinfrastrukturen auf technologischer, didaktischer, organisationaler und politischer Ebene gezogen.