HIS-HE:Medium 4|2019 erschienen
Beim Thema Inklusion steht auf der einen Seite die bauliche Barrierefreiheit, auf die Inklusion oftmals reduziert wird, auf der anderen Seite stehen die über Barrierefreiheit hinausgehenden Anforderungen und deren Umsetzung, einschließlich der grundsätzlichen Einbindung der Thematik in die Organisation. Der Frage, wie sich diese Ambivalenz in den Hochschulen widerspiegelt, sollte sich mit Hilfe von einzelnen qualitativen Interviews genähert werden. In diesem Kontext wurde auch geprüft, welche Bedeutung Qualitätssiegel für Hochschulen haben. Hierüber gibt eine rein quantitative Erfassung Auskunft.
Primäres Ziel dieses Projektvorhabens war herauszufinden, welchen strategischen Stellenwert und welche praktische Relevanz Hochschulen der Inklusion einräumen. Dabei ist es grundlegend, vorab das (individuelle) Verständnis von Inklusion herauszustellen, denn das Verständnis der Hochschule von „Inklusion“ ist entscheidend für die Auswahl geplanter Maßnahmen für eine bestimmte Zielgruppe. Die durchgeführte Analyse sollte den Blick auf das Thema erkunden, ob und wie Aspekte jenseits der Barrierefreiheit, im Sinne von Vielfalt, im Hochschulalltag verortet sind. Beobachtet wurde dabei, dass die Hochschulen den Umgang mit der Thematik unterschiedlich umsetzen. Historische Entwicklungen, persönliche Affinitäten und ganz spezifische Rahmenbedingungen sind hier ursächlich.
Inklusion kann sich auf die klassische Zielgruppe Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten beschränken oder aber auch weitere Aspekte, wie die Diversität (Vielfalt), einschließen. Somit können Herkunft, Rasse, Geschlecht, Religion, sexuelle Orientierung und weitere je nach Definition auch unter Inklusion gefasst werden. Inwieweit Hochschulen diese Aspekte unter Inklusion verortet sehen, war eines der Untersuchungsziele.
Aufbauend auf diesen grundsätzlichen Aspekten sollte auch die Einbettung und Umsetzung der Inklusion an den Hochschulen herausgestellt werden. Die Art der Verankerung von Inklusion in der Organisation kann zu unterschiedlichen Herausforderungen, Möglichkeiten und Grenzen in der operativen Umsetzung führen. Die individuellen Schwierigkeiten und Probleme aber auch Chancen, die auch andere Hochschulen betreffen können, hat HIS-HE in der Untersuchung herausgearbeitet und benannt.
Schlussendlich hat HIS-HE die Ergebnisse als reine Beobachtungen in einem Bericht für die Hochschulen zusammengestellt. Dabei konnte das Ziel des Projektvorhabens nur sein, ein erstes Schlaglicht zu werfen. Die Ergebnisse sind auf Grund des Untersuchungsdesigns (um in der ersten Analyse den Aufwand gering zu halten wurden fünf Hochschulen ausgewählt) nicht repräsentativ; gleichwohl wird ein Bild aufgezeichnet, wie in Hochschulen konkret mit dem Begriff „Inklusion“ umgegangen wird und welche Rahmenbedingungen Inklusion befördern. Daraus lassen sich dann übertragbare Best-Practice-Beispiele ableiten.
Darüber hinaus wurden die Qualitätssiegel aufgelistet, die inhaltlich eine Affinität zum Thema Inklusion haben, um ein quantitatives und qualitatives Indiz für die Bedeutung der Thematik in Hochschulen zu bekommen. Neben der kurzen Skizzierung der Qualitätssiegel wurde deren Anwendung in deutschen Hochschulen quantitativ erfasst, um Indizien für die (politische) Bedeutung zu haben.
Die Ergebnisse der Interviews wurden im Folgenden im Sinne von good practice wertend aufbereitet. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Prioritäten wurden einzelne Aspekte pragmatisch als plakative Überschriften genannt. Die Aufstellung dient anderen Hochschulen nunmehr als Abgleich für das eigene Agieren und um ggf. bisher nicht berücksichtigte Aspekte zu thematisieren.