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Abfall ist der neue Rohstoff

Zum 16. HIS-HE-Forum Abfallentsorgung in Hochschulen vom 24. bis 26. Juni 2019 in Clausthal-Zellerfeld

Eine zentrale Aussage von Prof. Daniel Goldmann, Vorstandsvorsitzender des CUTEC Forschungszentrums an der TU Clausthal, lautete „Abfall ist der neue Rohstoff“. In seinem Input beschäftigte er sich damit, dass eine massive Erhöhung der Ressourceneffizienz unabdingbar ist. Abfall wird eine der wichtigsten Rohstoffquellen, um den wachsenden Rohstoffbedarf u. a. in der Informationstechnologie decken zu können.
Ein von den Teilnehmenden mit Interesse erwartetes Thema war die Umsetzung der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) und damit verbundenen Erfahrungen. Eingeladen waren dazu Gunther Weyer vom Niedersächsischem Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz sowie Dr. Björn Leinemann von der Remondis GmbH & Co. KG, Region Nord. Ziele der Verordnung sind die Getrenntsammlung und das Recycling oder wenigstens die gezielte Bildung von sortierfähigen Gemischen statt gemischter Erfassung stofflich kaum verwertbarer Gemische. Weiterhin wurde im Vortrag von Weyer der neue Vollzugshinweis zur GewAbfallV, die LAGA M34, vorgestellt. Die erhöhten Anforderungen an Vorbehandlungsanlagen von Abfällen mit vom Gesetzgeber vorgegebenen Zielquoten für die Sortier- und Recyclingquote wurden im Referat von Dr. Leinemann thematisiert. Besonders die Recyclingquote von >30% ist vom Gesetzgeber ein sehr herausforderndes Ziel.
Im Anschluss an diese Vorträge entspann sich eine angeregte Diskussion über Möglichkeiten und auch Grenzen der Umsetzung der GewAbfV. Die Umsetzung gestaltet sich an den Hochschulen, Universitäten sowie auch Universitätskliniken sehr schwierig und wurde kritisch durch die Teilnehmenden bewertet. Gründe sind u. a. die hohe Diversität der Nutzer sowie auch die öffentliche Zugänglichkeit der jeweiligen Gelände. Eine gezielte getrennte Sammlung, wie gefordert, ist praktisch nicht umsetzbar. Auswirkungen in der Entsorgung von Gewerbeabfällen für die Hochschulen haben sich u. a. darin gezeigt, dass sich die Entsorgungskosten erhöht haben.
Am zweiten Veranstaltungstag wurde herausgearbeitet, wie bei Veränderungsprozessen Partizipation gestaltet werden kann. Paul Endrejat von der TU Braunschweig referierte dazu. Partizipation ist für ihn nicht nur eine Anhörung der Beteiligten, sondern auch die Mitentscheidungsfähigkeit der Beteiligten zu ermöglichen. Die hindernden und auch treibenden Kräfte bei der Veränderung müssen erkannt werden, u. a. um die Basisbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Eingebundenheit aufnehmen zu können. Im nachfolgenden partizipatorischen Planungsprozess wurde gemeinsam mit allen Teilnehmenden der Veranstaltung eine Veränderungsmaßnahme, in diesem Fall der Einsatz von 100 Prozent Recyclingpapier an der Einrichtung, geplant und gemeinsam besprochen. Dazu wurden die Teilnehmenden in ausgewählte Funktionsgruppen – von Beschaffung über Hochschulkommunikation bis Hochschulleitung – eingeteilt, sie diskutierten Unterstützungsangebot sowie auch -bedarf in ihrer jeweiligen Gruppe. Anschließend wurden die Beiträge im Plenum zusammengetragen. Durch diesen Prozess wurde noch einmal deutlich, wie wichtig die Einbeziehung aller Funktionsträger ist und wie dieses möglich gemacht werden kann.
Wie Partizipation an Hochschulen gelingen und gelebt werden kann, setzte sich auch in den Beiträgen am letzten Veranstaltungstag deutlich fort. In Vorträgen von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der #grüngehtdoch Kampagne von der Hochschule für Musik und darstellende Künste Frankfurt sowie der Technischen Universität Kaiserslautern wurden konkrete Vorgehensweisen und Umsetzungsbeispiele vorgestellt. In Kiel wurde ein in den vergangenen Jahren erstelltes Abfallkonzept umgesetzt, in Frankfurt wurden über Think Tanks alle Statusgruppen der Hochschule aktiv einbezogen und in Kaiserslautern ergänzen sich Top-Town- sowie Bottom-Up-Prozesse gegenseitig.
Weitere Vorträge beschäftigten sich mit dem Umgang und der Lagerung von Lithiumbatterien sowie der Rolle des Abfallbeauftragten zwischen Beratung und Ausführung von operativen Tätigkeiten. Ganz praktisch wurden der Entwicklungsweg und die Erfahrungen an der TU Berlin am Beispiel der Entsorgung von Bauabfällen aufgezeigt. Der Wandel von einem Industrie- zu einem Wissenschaftsstandort der Universität Kassel in Hinblick auf die Altlastensanierung wurde sehr interessant von Georg Mösbauer, Leiter Arbeitssicherheit und Umweltschutz, dargebracht.
Die Vernetzung der Akteure auf der Veranstaltung wurde aktiv unterstützt durch ein abwechslungsreiches Methodenspektrum. Abgerundet wurde die Tagung durch eine Besichtigung des CUTEC Clausthaler Umwelttechnik Forschungszentrums. Es unterstützt aktiv den Transformationsprozess Deutschlands hin zu einer nachhaltigen Industriegesellschaft. Die Forschungsgebiete des CUTEC-Forschungszentrums reichen dabei von der Kreislauf- und Abfallwirtschaft über die Mobilitätswirtschaft bis zur Energiesystemanalyse und Versorgungswirtschaft. Innovative Technikverfahren im Energie- und Umweltbereich wurden hier von den Experten anschaulich vorgestellt.