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11. Forum Energie – Eine Veranstaltungsrückschau

Energie, Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen vom 25. bis 27. September 2023

Im Mittelpunkt der Vorträge, Diskussionen und Workshops standen Themen wie die Reduzierung des Energieverbrauchs, eine nachhaltige Energieversorgung, Klimaschutz, neue Technologien sowie gesetzliche Rahmenbedingungen und Finanzierungsmodelle.

Herausforderungen der nachhaltigen dezentralen Energieversorgung wurden von Professorin Dr.-Ing. Ines Hauer von der TU Clausthal betrachtet. Ein Schwerpunkt dabei ist die Energiebereitstellung im Kontext der Sektorenkopplung (Elektrische Energie, Wärme und Kälte sowie Verkehr), Integration der Erneuerbaren Energien und die damit verbundenen Herausforderungen für das elektrische Versorgungsnetz sowie Wärmepumpen als Bausteine der Energiewende.

Gesetzliche Rahmenbedingungen für Energieeffizienz und die Wärmewende wurden von Ministerialrat André Hempel aus dem Bundesministerium für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung vorgestellt. Die Umweltwirkungen von Gebäuden im Lebenszyklus sind erheblich und wird verstärkt berücksichtigt. Berichtet wurde u. a. über die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, die ab 1. Januar 2024 gelten wird sowie die Novelle der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) aus der sich Anforderungen an die Sanierung des Gebäudebestands ergeben.

Energieeffiziente Beleuchtung durch adaptive Beleuchtungssteuerung in Fluren bzw. auf Verkehrsflächen war das Thema von Achim Ohlmann von der Stabsstelle Digitalisierung und Nachhaltigkeit der Universität des Saarlandes. Vorgestellt wurde eine mittlerweile patentierte einfach zu installierende Beleuchtungssteuerung, die sich ohne großen Aufwand auch in vielen Bestandsgebäuden nachrüsten lässt.

Die Optimierung von Wärmezentralen im Bestand wurde von Karsten Woelk aus der Abteilung Energiemanagement der TU Braunschweig vorgestellt. Im Kern ging es dabei um die effiziente Nutzung unterschiedlicher Wärmequellen (u. a. Fernwärme, Wärmeerzeugung, Abwärmenutzung) sowie Kälteerzeugung. Mit Hilfe einer effizienten hydraulischen Entkopplung in Verbindung mit Pufferspeichern lassen sich sehr deutliche Effizienzsteigerungen erreichen.  In einem ergänzenden Beitrag wurden so genannte „kalte“ Wärmenetze (Anergienetze) vorgestellt. Die Nutzung niedriger Temperaturniveaus, wie sie z. T. aus Abwärme zur Verfügung stehen, ermöglichen in diesen Wärmenetzen die effiziente Nutzung von Wärmepumpen aber auch eine effiziente Kälteversorgung.

Die Nutzung von Abwasserwärme wurde von Erik Greß und Thomas Helbing von der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen an einer dort aktuell realisierten und gerade in Betrieb gegangenen Anlage aufgezeigt. Das zugrunde liegende Projekt wurde mit EU-Mitteln gefördert. Die Anlage ist seit Mitte des Jahres fester Bestandteil der Wärmeversorgung eines Gebäudeareals auf dem Campus der THM. Als primäre Wärmequelle wird Abwasser des kommunalen Versorgers genutzt, dessen Entnahme hier langfristig vertraglich gesichert ist.

Neues zum Thema Intracting wurde von Stina Fox vom Fachgebiet Technische Gebäudeausrüstung der Universität Kassel berichtet. Im letzten Jahr wurde das Forschungsprojekt „Kontinuierliche Steigerung der Energieeffizienz an Hochschulen durch Implementierung des Intracting Modells“ unter der Leitung von Professor Dr.-Ing. Jens Knissel abgeschlossen. Inhalt des Projektes ist eine Finanzierungsmethodik, die sich insbesondere für Maßnahmen zur Energieeinsparung und die Realisierung von Projekten mit Erneuerbaren Energien eignet. Geplant ist ein Folgeprojekt „Implementieren von Intracting – IntrAct“, das den Schwerpunkt in der praktischen Anwendung von Intracting hat.

Den Bogen zum Klimaschutz spannte Frau Julia M. Zigann aus dem Klimaschutzmanagement der Hochschule Magdeburg-Stendal. Klimakommunikation und die Begrifflichkeiten wie Klimawandel, Klimakrise, Klimakatastrophe, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung wurden als Herausforderungen beschrieben und in den Kontext von „falscher Kommunikation“ gestellt sowie die aktuellen Denkfehler hierzu herausgearbeitet. Dazu wurden Perspektiven für ein wirksames Handeln aufgezeigt.

Dr. Gunnar Schomaker vom Software Innovation Campus Paderborn (SCIP) an der Universität Paderborn befasst sich u. a. mit Energiefragen bei Rechenzentren. Der Energieverbrauch für den Betrieb der Rechner sowie für die Kühlung der Systeme ist dort sehr hoch und der Wunsch nach dem Einsatz regenerativer Energien ist in diesem Umfeld daher besonders groß. Hieraus ist die Idee entstanden, die Rechenzentren physisch direkt in die Bereiche der Energieproduktion auszulagern und Windkraftanlagen dafür zu nutzen. Die Grüne IT-Innovation „windCORES“ wurde in einem Forschungsprojekt weiterentwickelt und ermöglicht es, bisher ungenutzte Energiepotentiale zu verwenden und die lokal verfügbare erneuerbare Energie auf diese Weise maximal zu nutzen.

Die Möglichkeit einen Campus für eine Hochschule komplett neu zu planen, eröffnet auch Chancen, die Energieversorgung an die aktuellen Erfordernisse anzupassen. Die Technische Hochschule Köln ist in einer solchen Situation. Herr Holger Lyding vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) Nordrhein-Westfalen (Niederlassung Köln) berichtete von dem Projekt der Aktualisierung des Energiekonzepts aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen. Kernbestandteile des Konzepts sind u. a. PV-Anlagen, ein Niedertemperatur-Wärmenetz und ein Hochtemperatur-Kältenetz.

Wasserstoff wird von vielen Akteuren im Energieumfeld als der Brennstoff der Zukunft gesehen. An der TU Clausthal wird auch zu diesem Thema intensiv geforscht. Dr.-Ing. Jens zum Hingst vom CUTEC-Forschungszentrum in Clausthal-Zellerfeld gab hierzu fundierte Einblicke. Dazu zählt auch eine realistische Betrachtung der Bereiche, in denen der Einsatz von Wasserstoff vorzugsweise angestrebt werden sollte (z. B. Stahlindustrie) und auch Bereiche, wo der Einsatz auf Basis aktueller Technologien aufgrund der schlechten Gesamteffizienz eher nicht in Frage kommt (Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor).

Neben den Vorträgen gab es einen regen Austausch angefangen mit dem speziell auf die Veranstaltung zugeschnittenen Format „Energy Café“ bis hin zu Themenworkshops in Ergänzung zu den Vorträgen. Die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch wurden auch in diesem Jahr in der denkmalgeschützten beeindruckenden Aula der TU Clausthal wieder sehr intensiv genutzt. Eine Wanderung durch das Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft sowie der abendliche Austausch ergaben weitere vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation und Vernetzung.

Veranstaltungen

Forum Energie 2023