Forum Gebäudemanagement 2022 vom 06. bis 07. September 2022 in Hannover
Die praxisorientierte Betrachtung unterschiedlicher Vorgehensweisen an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen stand dieses Jahr im Vordergrund und fokussierte folgende Aspekte:
- Rechtliche Aspekt der Betreiberverantwortung
- Verantwortung des Gebäudemanagements innerhalb der Hochschulen und Forschungseinrichtungen
- und die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft im Sinne eines nachhaltigen Gebäudebaus und -betriebs wahrnehmen
Im Wechsel von Vorträgen anerkannter Fachreferent:innen und moderierten Gesprächen wurde das Thema für die 180 Teilnehmer:innen in Präsenz sowie in der Online-Übertragung diskutiert. Das Forum Gebäudemanagement bot durch verschiedene Veranstaltungsformate allen Teilnehmer:innen eine Plattform für fachlichen Input und gemeinsamen Erfahrungsaustausch.
Im Vortrag „Verantwortung im Gebäudemanagement wahrnehmen und umsetzen“ gab Prof. Dr. Frank Ehrenheim aus dem Fachgebiet Facility Management an der TH Mittelhessen einen Überblick über die Verantwortung für die nachhaltige Ausrichtung des Gebäudebetriebs. Im Mittelpunkt standen dabei zum einen die Bestandsbauten und zum anderen die Betrachtung der Prozesse und Strukturen im Gebäudebetrieb. Ebenfalls wurde von ihm das Thema Betreiberverantwortung angesprochen. Hierbei ging es hauptsächlich um die Aufbau- und Ablauforganisation in Einrichtungen. Er stellte einen Check für die Praxis vor, mit dem Einrichtungen anhand von Fragestellungen, überprüfen können, wie bei ihnen das Thema der Betreiberverantwortung organisiert und geregelt ist.
Den Wandel zu einem Zukunftscampus gestalten – so hieß das Thema von Kai Deuster, Leiter des Geschäftsbereichs Technik und Betrieb an der Forschungszentrum Jülich GmbH, welches Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft ist. Der Standort des Forschungszentrums hat einen weitreichenden Strukturwandel erfahren und bzw. erfährt ihn zur Entwicklung eines Zukunftscampus weiterhin. In seiner Darstellung der Verantwortung stellte er die unterschiedlichen Facetten, die von der Verantwortung in der Technik, der Ver- und Entsorgung sowie der Medienversorgung sowie auch dem Service für die Forschungseinrichtung, vor. Er setzte sich u.a. mit der Fragestellung auseinander, was den Wandel und somit die Verantwortung prägt.
Der Vortrag zum Thema: Die persönliche Betreiberverantwortung der Führungskräfte im Gebäudemanagement von Rechtsanwalt Prof. Dr. Thomas Wilrich von der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule München und Fachanwalt für Verwaltungsrecht wurde von allen Teilnehmenden viel beachtet und mit höchstem Interesse verfolgt. Er klärte u.a. mit einigen Mythen zum Thema Betreiberverantwortung auf. Aus seiner Sicht zum Thema persönliche Verantwortung sind die Rechtsgebiete des Zivil- und Strafrechts u.a. mit der Verkehrssicherungspflicht bedeutend und weniger des öffentlichen Rechts. Eindrucksvoll anhand konkreter Fallbeispiele und Entscheidungen erläuterte er die elementaren Kriterien der jeweiligen Rechtsprechungen. In Bezug zur Managementlehre (nach Jung/Bruck/Quarg) betonte er, dass Verantwortung die Freiheit des Handelns und damit die Befugnis zur Entscheidung (= Einflussnahme) voraussetze.
Der dritte inhaltliche Schwerpunkt setzte sich mit dem Umgang von Verantwortung im Sinne eines nachhaltigen Hochschulbaus auseinander. Ein Projekt mit Leuchtturmcharakter in Baden-Württemberg ist das neue Campusgebäude der TH Ulm. Dieses Reallabor der Zukunft, gebaut nach dem Effizienz-Plus-Standard, wurde von Frank Tuschla, Leiter Abteilung Technik und Matthias Binder, verantwortlicher Projektleiter Hochbau vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Ulm vorgestellt. Es handelt sich dabei um ein innovatives Gesamtkonzept inkl. smarter Kommunikation im Gebäude mit dem Nutzer. Sie stellten, die Planung, den Bau und die Umsetzung dieses Neubaus eindrucksvoll vor.
Als weiteres herausragendes Leuchtturmprojekt konnte auf der Veranstaltung ein Neubau zur Campuserweiterung in Holzhybridbauweise vorgestellt werden. Der Zukunftsraum für Zukunftsfähigkeiten an der Universität Witten/Herdecke mit Neubau eines Seminar- und Bürogebäudes in Holzhybridbauweise als eines der nachhaltigsten Hochschulgebäude Deutschlands, wurde vorgestellt und von den Teilnehmenden mit hohem Interesse verfolgt. Als Referenten konnten hier gemeinsam gewonnen werden: Jan Peter Nonnenkamp, Kanzler der Universität Witten/Herdecke, Markus Lager, Architekt BDA und Partner bei Architekturbüro LAGERSCHWERTFEGER GmbH und Simon Pfeffer, Technischer Bereichsleiter und Vertreter des Generalunternehmers Ed. Züblin AG, Bereich ZÜBLIN Timber. Im Input wurde auf die soziokulturellen, ökologischen sowie auch die ökonomischen Aspekte, die bei der Planung und Umsetzung eine ausschlaggebende Rolle spielen, eingegangen.
In der sich anschließenden gemeinsamen Diskussion zu den beiden nachhaltigen Bauprojekten wurden interessante Fragestellungen von den Teilnehmenden, u.a. zum Aufwand und Nutzen einer BNB Zertifizierung (Bewertungssystem nachhaltiges Bauen) erläutert. Beide Projekte streben ein Silber-Zertifikat an bzw. haben dieses bereits erhalten.
Weitere Inputs gab es auf der Veranstaltung zu den Themen: Das Wahrnehmen von Verantwortung im Dialog mit den Fachbereichen im Rahmen einer nachhaltigen Gestaltung von neuen Arbeitswelten an der Goethe Universität Frankfurt Main sowie Ausführungen zur Steuerung der Betreiberverantwortung in der Praxis am Beispiel der Hochschule Osnabrück.
Das Forum hat sich mit über 15 Jahren der Ausgestaltung dieser Veranstaltung zu einem wichtigen und etablierten Bestandteil im Netzwerk der Hochschulen gebildet. Durch die angenehme und wertschätzende Tagungsatmosphäre konnten die Teilnehmenden wertvolle Kontakte bilden.
Die Beiträge der Referent:innen als PDF-Download sowie Bilder zur Veranstaltung sind hier.