Zum HIS-HE-Forum Hochschulbau am 18. November 2014 in Hannover
Zur Einführung ins Thema wurden Kernpunkte zukünftiger Planung von Hochschulbibliothekssystemen aufgezeigt. „Bibliotheken neu denken“ war dabei der Leitgedanke der Referentinnen und Referenten. Format- und medienübergreifendes Lernen müsse genauso zum Portfolio der modernen Hochschulbibliothek gehören wie bibliotheksspezifische Dienstleistungen und Beratung als deren Kernkompetenz.
Die Teilnehmenden diskutierten auch strategische Defizite an deutschen Hochschulbibliotheken; viele hätten den „Wandel zu elektronischen Medien nicht ernst genug genommen“. Junge Wissenschaftler gingen anders mit Texten um – das Internet gebe heute die maßgebliche Infrastruktur vor. Daher könne die Leistungsfähigkeit einer Bibliothek nicht mehr an der Größe ihres Bücherbestandes gemessen werden. Jede Einrichtung müsse für sich das spezifisch Bibliothekarische, nämlich Wissenstransfer und Beratungskompetenz in einer Art Lernzentrum herausarbeiten.
Als Beispiel für einen gelungenen Wandel wurde das „Library & Learning Center“ der Wirtschaftsuniversität Wien als Mittelpunkt und Herzstück des neuen Campus vorgestellt. Dem Plan für den Neubau lag die Idee zugrunde, eine zentrale Bibliothek zu einem „Haus der Studierenden“, zum Lernort zu machen. Neben Kompaktanlagen für Bücher, WLAN- sowie PC-Arbeitsplätzen, einem Café und Arbeitsplätzen „mit Aussicht auf den Prater“ beherbergt das Library & Learning Center auch eine Buchhandlung, Scanner statt Kopierer sowie weitere Serviceeinrichtungen für Studierende.
Das „Library & Learning Center“ der Wirtschaftsuniversität Wien ist Herzstück des neuen Campus. Im Bild sehen Sie den Eingangsbereich von innen und außen. (Bilder: B. Vogel)
Die Teilnehmenden diskutierten zudem eine Studie zu Zeitbudgets sowie Präferenzen von Studierenden, an welchen Orten sie am liebsten lernen: Etwa zwei Drittel der Studierenden lernen danach am liebsten zu Hause. Im Schnitt verbringen Studierende einer Universität etwa vier Stunden pro Woche in der Bibliothek, Studierende einer Fachhochschule knapp zwei Stunden. Immerhin acht Prozent der Studierenden an Universitäten und fünf Prozent der Student(inn)en an Fachhochschulen nutzen die hochschulischen Arbeitsplätze an mehr als 30 Wochenstunden. Fazit: Wenige Studierende verbringen viel Zeit mit Lernen an der Hochschule.
In einem Werkstattbericht wurden die speziellen Herausforderungen eines Bibliotheksumzugs beleuchtet: Die Freie Universität Berlin errichtet im Zentrum des Dahlemer Campus einen Institutsneubau, zu dem auch ein Bibliotheksneubau gehören wird, der künftig die Bestände von 24 Bibliotheken aus fünf Fachbereichen zusammenführen soll.