7. Forum Energie der HIS-HE in Kooperation mit der TU Braunschweig an der TU Clausthal vom 23. bis 25. Juni 2014
Zur Einführung in die Seminarthematik stellte Dr. Stefan Plesser (Institut für Gebäude- und Solartechnik der Technischen Universität Braunschweig) Energieprojekte aus der Forschung mit praktisch nutzbaren Ergebnissen vor. Die Forschungsprojekte hätten ihre hohen Energieeinsparziele in der Regel erreicht. Notwendig war dafür jedoch ein aufwendiges Monitoring – in der Praxis, d. h. außerhalb von Forschungsvorhaben, sei es nicht möglich, derartiges zu leisten. Ziel müsse daher auch sein, Lösungen zu entwickeln, die mit geringem Aufwand zu realisieren sind.
Im Rahmen des ersten „EnBop-Slams“ stellten Wissenschaftler den Gebäudemanager(inne)n aktuelle Forschungsprojekte vor und zeigten auf, wie die Forschung die praktische Arbeit an den Hochschulen durch konkrete Innovationen unterstützen kann:
- Im Projekt REGENA entwickelt die IZES gGmbH (Institut für ZukunftsEnergie-Systeme) konkrete Maßnahmen für die Energetische Betriebsoptimierung an Hochschulen.
- Das Steinbeis-Transferzentrum Energie-, Gebäude und Solartechnik, Stuttgart widmet sich Kälteanlagen in der Praxis und entwickelt Werkzeuge zur Bestandsanalyse und Systemoptimierung der Anlagen.
- Die Gebäudeautomation steht im Fokus des EnBop-Projekts Energie-Navigator der TU Braunschweig und RWTH Aachen: Erstmals ermöglicht es eine Software, Daten aus dem Gebäudebetrieb automatisch auf Übereinstimmung mit der Planung zu überprüfen.
- Die Leuphana Universität Lüneburg stellte den FeQuan Sensor vor. Mit dem innovativen Mess- und Analysewerkzeug können Korrosionsprozesse in hydraulischen Systemen überwacht und prognostiziert werden.
- Das Projekt EULE der Universität des Saarlandes entwickelt ein Werkzeug, das verschiedene Hebel zur Betriebsoptimierung – technische, wirtschaftliche und psychologische Maßnahmen – in einer ganzheitlichen Methodik kombiniert, um für einzelne Hochschulen einen jeweils optimalen Maßnahmenmix zu ermitteln.
- Das Institut für Psychologie der TU Braunschweig untersucht im europäischen EnBop-Schwester-Projekt Re-Co, wie wichtig Kommunikation zwischen verschiedenen Akteuren für eine erfolgreiche Betriebsoptimierung ist.
Dr. Stefan Plesser zeigte sich begeistert von dem großen Interesse der Gebäudemanager an den Forschungsprojekten: „Die EnBop-Forscher konnten den Praktikern zeigen, dass unsere Forschung nicht im Elfenbeinturm stattfindet, sondern im Rahmen von Forschungsprojekten ganz konkrete Angebote an das Gebäudemanagement machen kann.“
Tanja Beier (TU Braunschweig) und Adrian Görtgens (energydesign braunschweig GmbH) schlugen ebenfalls eine Brücke zwischen Forschung und Praxis: Das Projekt EnEff Campus und Reduktion der Energiekosten durch Optimierung der bestehenden Gebäudetechnik (Projekt Re-Co) sind beispielhaft für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aus den Bereichen Städteplanung, Psychologie Energietechnik, Bauwesen und Architektur, Verkehrsplanung und Mobilität. Die Kooperation reicht von der Bestandserfassung (u. a. Energiekataster), der Entwicklung einer Datenbank mit Energieverbräuchen, Flächen, Kosten etc. über die Analyse von Maßnahmen für Bestandsgebäude (Gebäudehülle, Gebäudetechnik, Geräteausstattung) sowie Energieversorgung (BHKW, Photovoltaik) bis hin zur Betrachtung der Flächeneffizienz und des Nutzerverhaltens. Die Zusammenarbeit inkludiert die Entwicklung von Werkzeugen und den Entwurf von Szenarien für mehr Energieeffizienz mit einem visionären Ausblick bis zum Jahr 2050.
Eine umfassende, detaillierte Übersicht über Änderungen der EnEV gab Sven Kirchhoff (Solar-Computer GmbH). Auf den ersten Blick erschienen die Änderungen, die die EnEV 2014 mit sich bringt – abgesehen z. B. von der Verschärfung der Verringerung des Primärenergiebedarfs bei Neubauten – eher gering. Bei der Umsetzung gäbe es jedoch weitreichende Auswirkungen durch Änderungen der zugehörigen Normen. Betroffen sei hier beispielsweise der Nachweis zum sommerlichen Wärmeschutz.
Dietmar Smyrek (Hauptberuflicher Vizepräsident der Technischen Universität Braunschweig) und Jörg Jaspers (Leiter Geschäftsbereich Gebäudemanagement der TU Braunschweig) schilderten den Weg ihrer Universität hin zur Energiebudgetierung. Als Ziele würden für die Jahre 2014 bis 2018 jährliche Einsparungen des Stromverbrauches von mindestens zwei Prozent und eine jährliche Einsparung des Fernwärmeverbrauchs von mindestens einem Prozent fixiert. Die Budgetierung habe bereits nach kurzer Zeit zu einer wahrnehmbaren Änderung des Nutzerverhaltens geführt und in den ersten fünf Monaten 2014 einen Gesamtbetrag von ca. 423.000 Euro bei Strom und Fernwärme eingespart und lag damit deutlich über den Erwartungen.
Jan Fokko Lukkien von der Hanzehogeschool Groningen gestattete den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen „Blick über den Tellerrand“: Hochschulen in den Niederlanden verwalten ihre Gebäude wie auch ihre Finanzen in Eigenregie. Lukkien gab Denkanstöße zum Verständnis von Service an den Hochschulen des Nachbarlandes und lobte die aus seiner Sicht gute Vernetzung der deutschen Hochschulen untereinander.
Weitere Themen des Forums: Der – oft steinige – Weg zur automatisierten Energieerfassung wurde am Beispiel der Hochschule Esslingen vom Steinbeis-Transferzentrum Building Technology dargestellt. Die Technische Hochschule Mittelhessen (Gießen) beleuchtete die Frage nach Aufwand und Nutzen der technischen Infrastruktur für das Energiemanagement. Die Technische Universität Darmstadt gab einen Einblick in das Leistungsportfolio eines Energiemanagers.
Die Referent(inn)en wie auch die Teilnehmer(innen) bewerteten das 7. Forum Energie als großen Erfolg und konnten Ideen für die Praxis aber auch zahlreiche Kontakte aus der Veranstaltung mitnehmen. In gemeinsamen Workshops diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über aktuelle Problemstellungen an den Hochschulen und Lösungsmöglichkeiten – und nutzten das Format zur weiteren Vernetzung. Die HIS-Hochschulentwicklung plant eine Fortführung der Veranstaltungsreihe für das Jahr 2016. (ks)