Ergebnisse des HIS-Workshops „Flächen der Universitätsmedizin: Bedarfsplanung und Management“ am 10. Mai 2011 in Hannover
Auf Einladung der HIS Hochschul-Informations-System GmbH diskutierten 90 Expertinnen und Experten am 10. Mai 2011 in Hannover die Dimensionierung und das Management der medizinischen Forschungs- und Lehrflächen.
Auch wenn häufig die Krankenversorgung die Bauplanung prägt, werfen die wachsende Drittmittelforschung und innovative Lehr- und Lernformen für jeden Standort der Universitätsmedizin drei grundlegende Fragen auf: Welche Räume bzw. Flächen stehen für Forschung und Lehre derzeit zur Verfügung? Welche Forschungs- und Lehrflächen werden insgesamt und von den einzelnen Kliniken und Instituten benötigt? Mit welchen Maßnahmen lassen sich die Bestände quantitativ, qualitativ und strukturell dem Bedarf anpassen? Antworten bieten die Planungsansätze und Handlungsempfehlungen der HIS Hochschul-Informations-System GmbH sowie die Praxiserfahrungen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH und des King’s College London.
Welche Flächen und Räume stehen für Forschung und Lehre zur Verfügung?
Hierfür sollten Medizinische Fakultäten und Universitätskliniken über ein „flächenmanagementfähiges“ Raumbuch verfügen, das für jeden Raum aktuelle Informationen zu Lage, Größe, Nutzung und
Nutzer(inne)n liefert. Voraussetzungen sind die flächendeckende Benennung zentraler und dezentraler Raumbeauftragter sowie die Implementierung eines internetgestützten CAFM-Systems (Computer Aided Facility Management).
Welche Flächen braucht die Universitätsmedizin?
In seinem Vortrag beschrieb Dr. Horst Moog Flächenbemessungsmodelle, mit denen die Flächenanforderungen einzelner Kliniken, Institute und zentraler Einrichtungen rechnerisch überprüft werden können. Diese leiten die Bedarfe an Forschungsflächen aus den Personalzahlen und den patienten- und/oder laborbezogenen Forschungsprofilen her. Demgegenüber bildet die Lehrflächenbemessung Jahrgangs- bzw. Semesterstärken und die Stunden ab, die Studierende Lehrveranstaltungen besuchen. Plausible Schätzungen für das Selbststudium erlauben zusätzlich die Dimensionierung der studentischen Lernräume.
Mit welchen Konzepten kann die Flächen- und Raumplanung angemessen auf aktuelle und künftige Bedarfe der medizinischen Lehre und Forschung reagieren?
Zu dieser Frage bot die Veranstaltung Einblicke in die Praxis des Flächenmanagements deutscher und internationaler Hochschulen: Um möglichst flexibel sein zu können, hat beispielsweise das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in seinem Masterplan von 2010 bewusst Reservegrundstücke berücksichtigt. Wie Florian Eggert, Geschäftsführer der KFE Klinik Facility-Management Eppendorf GmbH, ausführte, könne das UKE damit auf die nun steigenden Patientenzahlen und Forschungsdrittmittel reagieren.
Auch Kooperationen schaffen neue Freiräume, wie Holger Hansel als Verantwortlicher des Flächenmanagements am King’s College London erläuterte: So kooperiert das College, das mit seinen drei Universitätsklinika zu den forschungsstärksten Universitäten Großbritanniens zählt, mit den Universitätskliniken, die in den staatlichen National Health Service eingebundenen sind.
Dass medizinische Lehr- und Forschungsflächen nicht alleine von den Medizinischen Fakultäten bereitgestellt werden können, zeigten die Ausführungen von Dr. Christian Höftberger. Der Kaufmännische Geschäftsführer am Standort Gießen der Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH erläuterte das Flächenmanagement und die Flächenplanung des ersten und bisher einzigen privaten Universitätsklinikums in Deutschland.
Die HIS GmbH stellte auf dem Workshop übergreifende Instrumente und Methoden vor, die auf einen sparsamen und bedarfsorientierten Umgang mit vorhandenen Flächen zielen: Im Mittelpunkt stehen dabei formale Zuweisungsmodelle, z. B. für Forschungsverfügungsflächen oder monetäre Steuerungsansätze, die über die Verrechnung von Mieten und/oder Bewirtschaftungskosten Anreize zur sparsamen Flächennutzung setzen.
Die vielen Diskussionsbeiträge auf dem HIS-Workshop belegen, dass eine bedarfs- und leistungsorientierte Bereitstellung von Forschungs- und Lehrflächen an den universitätsmedizinischen Standorten zunehmend an Bedeutung gewinnt.